Kanuwandern
Wildwasserkurs für Fortgeschrittene, abendliches Zusammensitzen mit einem Glas Wein in der Hand. Plötzlich, die Frage:“Sag mal, Du bist doch Wanderpaddler, schreibst Du das hier auch auf?“ Ah, da war es wieder, das alte, gut gepflegte Vorurteil über Wanderpaddler – die wollen nur Kilometer abreißen, Landschaft ist egal, die Hauptsache sind die gefahrenen Strecken im Fahrtenbuch und der Neid der Mitpaddler am Ende des Jahres bei der Endabrechung.
Verlängertes Wochenende über Christi Himmelfahrt – heute eher unter „Vatertag“ bekannt – auf der Lahn. Nichts für Eremiten. Aber für eine Familie auf Gepäcktour mit Boot und Zelt und der Kleinen vorne im Faltboot genau passend. Irgendwo hinter Weilburg nimmt sogar die Lahn Anlauf und rauscht über kleinere Schwälle. Kurz hinter einem Schwall links eine Sandbank, ideal für die Mittagsrast. Im flachen Kehrwasser können die Kinder bedenklos plantschen, und die Eltern liegen in der Sonne. Die Leihbootfahrer schauen neidisch, eventuelle Anlegeversuche scheitern aber an der Strömung und enden meist frühestens 50 Meter flußab, so daß die Ruhe erfreulicherweise ungestört bleibt. Das ist Wanderpaddeln – im überfüllten Mitteleuropa ruhige Ecken entdecken, zu denen man ohne Boot nicht hinkommt. Ein privater Swimmingpool im Fluß. Aufschreiben tun wir die Strecken schon, und wer will kann sein Buch auch für ein Wanderfahrerabzeichen einreichen – muß man aber nicht. Wir paddeln übrigens auch gerne die „Rennstrecken“ auf der Weser zwischen Hannoversch-Münden und Ödelsheim, landschaftlich wirklich ein Genuß. Aber nicht ständig – ein Kleinfluß in Belgien hat auch seinen Reiz. Am besten mal mitkommen, bei der nächsten Vereinsfahrt.
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